Wusstest Du, dass Pfefferkörner mit Furchen überzogen sind, die aussehen wie kleine Mondkrater?
Gerade im Nah- und Makrobereich offenbaren sich die faszinierendsten Details, Farb- und Formwelten, die mit bloßem Auge meist übersehen werden. Ob Tiere, Pflanzen oder Gegenstände – in der Makro-Fotografie findet man im ganzen Haus spannende Motive.
Da Objektive einen Mindestabstand haben, kann man normalerweise nicht beliebig nahe ans Motiv heran gehen und braucht für Makroaufnahmen spezielles Equipment. Es gibt aber einen schönen Trick, wie man mit der Kamera und einem Weitwinkelobjektiv ganz einfach in den Makrobereich vordringen kann.
Wie macht man Makroaufnahmen ohne spezielles Makro-Objektiv?
Kurz erklärt: Du brauchst eine Kamera, bei der man das Objektiv abnehmen kann, egal ob Spiegelreflex oder Systemkamera. Das Objektiv nimmst Du ab und hältst es dann mit der Hand falsch herum an die Kamera.
Klingt verrückt? Das geht aber tatsächlich, wenn Du ein paar Dinge beachtest….
Einstellungen für Makroaufnahmen:
Lass Dich von der folgenden langen Liste nicht abschrecken. Es ist einfacher, als es auf den ersten Blick scheint und macht wahnsinnig viel Spaß!
Objektiv: nimm ein Weitwinkelobjektiv oder die Weitwinkeleinstellung auf Deinem Zoom.
Tipp: Die kleinen Zahlen auf dem Objektiv sind der Weitwinkelbereich. Wenn auf Deinem Zoom z.B. 18-55 steht, dann stelle auf 18mm.
Je kleiner die Brennweite, umso näher kommst Du ran, aber auch umso kleiner der Schärfebereich. Wenn Du einen etwas größeren Schärfebereich möchtest, Zoome ganz leicht und wähle eine etwas höhere Brennweite.
Wähle eine höhere Blendenzahl, da im Nahbereich die Schärfentiefe extrem gering ist. Die Bilder hier auf der Seite entstanden mit Blende 8 und Blende 11.
Tipp: Stell zuerst die Blendenzahl ein und nimm dann erst das Objektiv ab. Die meisten Objektive behalten dann die eingestellte Blendenöffnung bei.
Canon-Fotografen: während des Objektiv-abnehmens die Abblendtaste gedrückt halten, sonst behält die Blende nicht den eingestellten Wert, sondern öffnet sich auf den kleinsten Wert.
Scharf stellen: geht nicht mit dem Autofokus, denn Du hältst ja das Objektiv in der Hand. Deshalb stellst Du scharf indem Du so lange den Abstand änderst, bis es scharf ist. Sei geduldig und vorsichtig, denn der Bereich ist klein und Du musst wirklich sehr nah ran.
Belichtung regelst Du über die Verschlusszeit und den Iso Wert.
Iso-Wert auf Auto
Fotografiere im Tv- / S-Modus: Die Verschlusszeit richtet sich danach, ob Du ein Stativ benutzen willst oder lieber die Kamera in der Hand hältst.
Wenn Du aus der Hand fotografierst, wähle eine Verschlusszeit in der Du die Kamera noch ruhig halten kannst und nicht verwackelst z.B. 1/100s.
Vorteil: Du kannst sehr flexibel den Abstand ändern und dadurch den Schärfebereich finden.
Nachteil: durch kurze Belichtungszeit kommt wenig Licht durch den Verschlußvorhang und der Isowert geht hoch. Dadurch entsteht Bildrauschen (das Bild wirkt schnell etwas grisselig).
Wenn Du ein Stativ verwendest, kannst Du eine längere Belichtungszeit wählen, da dann das Bild nicht so schnell verwackelt. z.B. 1/10s
Schwierigkeit: da Du die Schärfe durch den Abstand regeln musst, ist es etwas unhandlich. Am Besten bewegst Du dann das Objekt (wenn möglich) um die Schärfe zu finden und nicht Kamera und Stativ.
Vorteil: durch längere Belichtungszeit kommt mehr Licht durch den Verschlußvorhang und der Isowert bleibt niedriger.
Tipp: Wenn Du mit Selbstauslöser fotografierst, kannst Du beim Auslösen Dein Bild nicht verwackeln, denn Dein Finger war ja dann schon kurz vorher am Auslöseknopf. Viele Kameras verfügen über eine Selbstauslösefunktion mit nur zwei Sekunden Vorlauf.
Licht: nutze alles Tageslicht aus, das durchs Fenster kommt und versuche möglichst nah am Fenster zu fotografieren.
Du kannst auch eine Taschenlampe als Beleuchtung ausprobieren.
Los gehts!
So machst Du deine Makroaufnahmen:
Halte das Objektiv mit der Frontlinse so dicht an die Kamera, dass kein Licht von der Seite in das Kameragehäuse fällt.
Fotografiere mit Live View und suche die Schärfe durch vor und zurückbewegen der Kamera bzw der Motivs.
Wenn Dir Bildaufbau und Schärfe gefallen, löse vorsichtig aus, damit Du nicht wackelst und der Abstand zum Objekt sich nicht verändert.
Tipp: wenn die Kamera nicht auslöst, musst Du im Menü unter Einstellungen noch das „Auslösen ohne Objektiv“ aktivieren.
Mach mit!
Fotografiere mehrere Varianten von jedem Motiv, kontrolliere Dein Foto auf dem Display und überlege, ob Du noch etwas verbessern kannst. Such dann aber konsequent nur die besten Fotos aus und poste sie mit dem Hashtag #knipsakademie auf deinem Profil bei facebook oder instagram.
Tipp: Schau auch mal auf unseren Artikel „Suche das Besondere im alltäglichen – abstrakte Motive fotografieren„. Denn im Makrobereich kann man wunderbar abstrakte Motiv fotografieren.
Wir freuen uns auf Eure Makroaufnahmen mit den Details aus Eurer Umgebung.
Hast Du Lust auf mehr bekommen? Dieser Blogpost ist ein Teil unserer Artikelserie zu fotografischen Themen und Aufgaben rund um Dein Zuhause. Die komplette Liste findest Du hier. Du fotografierst gerne, aber Blende, Schärfentiefe und ISO sagen Dir noch nicht viel? Dann ist unser Fotokurs „Grundlagen der Fotografie“ bestimmt das Richtige für Dich. Den kannst Du auch von zuhause aus besuchen als Live Online Fotokurs. |